Die Sowjetunion war der erste Staat mit dem ideologischen Ziel der Ausrottung der Religion und ihrer Ersetzung mit dem Atheismus als ideologischer Grundlage des Staates. Auf dem Weg zu diesem Ziel beschlagnahmte das kommunistische Regime kirchliches Eigentum, machte die Religion lächerlich, schikanierte die Gläubigen und propagierte den Atheismus in den Schulen. Der staatliche Atheismus in der Sowjetunion war auf die Ideologie des Marxismus-Leninismus gegründet. Lenin, der Gründer des Sowjetstaates, drückte das folgendermaßen aus:
„Religion ist Opium für das Volk: dieses Zitat von Marx ist der Eckstein der gesamten Ideologie des Marxismus zur Religion. Alle modernen Religionen und Kirchen, ausnahmslos alle Arten religiöser Organisationen werden von Marx immer als Organe des reaktionären Bürgertums betrachtet, das sie zur Ausbeutung und Entmündigung der Arbeiterklasse gebraucht.“
Der Marxismus-Leninismus hat dementsprechend konsequent die Kontrolle, Unterdrückung und zuletzt die Auslöschung religiöser Überzeugungen angestrebt. Innerhalb eines Jahres nach der Revolution enteignete der Staat alles kirchliche Eigentum, eingeschlossen die Kirchengebäude selbst, und im Zeitraum von 1922 bis 1926 wurden 28 russisch-orthodoxe Bischöfe sowie mehr als 1.200 Priester ermordet (eine noch viel höhere Zahl erlitt Verfolgung). Dies alles trifft auf die orthodoxe wie auf die katholische Kirche zu und ebenso auf kleinere Religionsgemeinschaften.
Obwohl die Verfolgung im Laufe der Zeit an Intensität verlor und einem Kompromiss Raum gab, in dem funktionierende Kirchen und atheistische Ideologie nebeneinander existieren konnten (die Orthodoxie wurde beispielsweise zur Staatsreligion und damit von der jeweils aktuellen Politik und den Politikern abhängig), hatte der Kommunismus eine ausgesprochen zerstörerische Wirkung auf die Menschen zur Folge. Die Entwicklung des Atheismus verlief in den unterschiedlichen Ländern des Ostblocks auf unterschiedliche Weise. In einigen Ländern war die Kirche stark und die Bevölkerung ließ es nicht zu, daß Gott aus dem Herzen des Volkes weggenommen wurde; hier überlebte die Nation und gewann schließlich die Freiheit für sich und andere zurück.
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