«Allen bin ich alles geworden. Ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden.» (1 Kor 9,22; 10,33)
Wir wissen, dass Apostel Paulus einen besonderen Platz im Leben und in den Schriften des hl. Vinzenz Pallotti einnimmt. Tatsächlich bezieht Vinzenz sich oft auf die Briefe des hl. Paulus, auch wenn er nicht immer eine Auslegung der Texte liefert. „Der heilige Sammler von Texten hatte nicht die Zeit, sie zu kommentieren. Er muss sich mit wichtigeren Dingen beschäftigen“, bemerkt P. Francesco Moccia (OOCC XII, S. IX).
Nichtsdestoweniger ist die Präsenz des hl. Paulus in den Schriften Pallottis zu spüren, vor allem auch in dem kurzen Satz, mit dem Vinzenz sein Geistliches Tagebuch eröffnet: „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt“ (Phil 4,13). Es ist wahr, dass ein Mensch sich nicht selbst retten kann, vielmehr mit
Gott mitwirken kann und muss als „unnützer Sklave“. Er muss alles tun, „alles, alles, alles unendlich, wenn möglich“ (OCL I, S. 19) zur größeren Ehre Gottes und zur Heiligung der eigenen und des Nächsten Seele, ohne eines der großen oder kleinen Werke, die Gott von uns will zu vernachlässigen. Diese Überzeugung führte den hl. Vinzenz Pallotti dazu, Apostolat als ein Zusammenwirken des Menschen mit der Gnade Gottes zu sehen. Er drückt diese Dynamik in einer Formulierung aus, die paradox zu sein scheint, welche an die großen Mystiker erinnert: „Gott wird alles leiten“, schrieb er an Francesco Parenti, „wenn wir alles in der Gewissheit tun, dass wir ohne Gott nichts tun können“ (OCL II, S. 56).
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Unknown artist, Apostles Peter and Paul, russian icon,16th century