DER KELCH LIEBENDEN DIENSTES
Verborgen, auf einem dunklen,
verstaubten Regal lag ein Kelch,
gebraucht für heiligen Dienst.
Jahre und Jahre waren vergangen,
seit er nützlich gewesen war als Gefäß
für die von Gott geschenkte Gnade.
Jedoch barg er eine reiche Geschichte,
voll Abenteuer:
Ein einsam herumziehender Priester,
Missionar, auf seinen Wegen über die
eindrucksvollen Hügel West Virginias,
– auf dem Rücken eines Pferdes
zumeist – in längst vergangener Zeit,
als Technologie noch nicht die
Herrschaft hatte in der schon
verkalkten Welt rastlosen Profits und
Verlusts. – Relikt einer alten
Geschichte von gestern, heute längst
vergessen.
(West Virginia)
Wieder ans Licht geholt, zeigte sich
der Zauber einer verlorenen
Erinnerung: eine farbenfrohe Szene
von Liebe und grenzenlosem Opfer:
Die Geschichte eines lang
vergessenen Priesters,
seines unerbittlich missionarischen
Geists in dem wilden, hügeligen Staat,
erinnert nur in verstaubten Büchern.
– Ein Mann Gottes – Beherzt baute er
auf eine Welt des Wissens und
reinen Glaubens, in fremden Herzen,
begierig zu lernen im Leben zu lieben
und ihrem Gott zu dienen.
(Fr. Nicholas Joseph Hengers)
Allein konnte es nicht tun, und so,
durch die Gnade Gottes erfuhr er von
der Ankunft der Missionsschwestern.
Von der entfernten Küste Europas
waren sie gekommen, das Bild ihres
geliebten Marienborn in sich
tragenund eine brennende Sehnsucht,
den Beginn einer Gegenwart zu setzen
in diesem Neuland, wartend auf Gottes
Segen und seine Liebe.
(Sisters Alacoque Radeker, Dominica Senn, Francisca Zabel, and Priska Hess)
So kamen sie zu dem hügeligen Land –
zu lehren, zu heilen, Gottes Gegenwart
zu bringen zu Menschen, hungrig in
der Seele, Einwanderer zumeist – wie
sie selbst –, ringend mit Sprache,
Kultur und mit allem, was das raue
Städtchen Richwood hatte.
Sich selbst schenkend bauten sie ein
kleines Reich der Gnade mit Schweiß
und Mühsal,
Tag für Tag. Sie überließen Gott die
Führung, für immer, und so lebten sie,
schenkten Hoffnung den Armen, die
sich an ihre Türe wagten, um Brot zu
bitten für den Leib und Trost für die
Seele,
(Holy Family Church Window – Richwood, WV)
Alles ist jetzt Geschichte, eine, die
sich sanft zu Ende neigt.
Nur die geistlichen Gaben, die der
Priester und die Schwestern brachten
sind noch heute gegenwärtig in den
Hügeln wie ein Echo,
erinnern die von uns, die noch den
Sonnenaufgang erleben, dass die
Gnade Gottes keine Grenzen kennt.
Können wir uns noch erheben zur
Gestalt jener Großen, die nun in selig
ruhen im Himmel?
Nur wenn wir es wagen, in einen
gewisse Zukunft zu gehen, neue
Gewässer zu erkunden.
Mit Hoffnung und Mut können wir
andere goldene Kelche füllen mit der
Liebe unseres Schöpfers,
und die schöne Geschichte
weiterleben, einst begonnen von
unseren Pionierinnen.
(Pallotti High School Chapel window, Laurel, Md)
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Sr. Phyllis Carpenter, Aug., 2020