Die Gründung der Mission in Tansania seitens der Pallottinerinnen war ein sehr wichtiges Ereignis in der Geschichte der Missionspallottinerinnen der Englischen Provinz. Seit vielen Jahren hatten die Pallottiner der Irischen Provinz sie eingeladen, zu kommen und besonders mit Mädchen und Frauen zu arbeiten. Zwei ihrer tansanischen Patres, P. Basil Ikhula und P. George Damball, schrieben sogar an die Generaloberin in Rom und besuchten das Provinzhaus der Schwestern in Rochdale, England. Sie baten, dass englischsprechende Schwestern nach Tansania kommen.
Sr. Christine Bohr, die damalige Provinzoberin, spielte eine führende Rolle. Mit großem Mut, Glauben und Weitblick begann sie, die neue Mission zu organisieren. Sie traf sich mit den Pallottinern und besuchte im Februar 1989 Tansania. P. Basil machte sie mit dem Land und den dort tätigen Missionaren bekannt. Im Oktober 1989 machte sie einen zweiten Besuch in Begleitung von Sr. Mary McNulty, einer ausgebildeten Lehrerin. Daraufhin wurde beschlossen, eine Gemeinschaft in der Diözese Singida zu gründen, in der Halbwüstenlandschaft Zentraltansanias.
1990
Auf Einladung des Bischofs von Singida, Bernard Mabula, verließen drei Schwestern, Sr. Hedwig Kaiser, Sr. Mary McNulty und Sr. Stella Barelli in Begleitung von Sr. Christine London am 25. Juni, um in der Diözese Singida an der Seite der Pallottiner zu arbeiten.
Sie wurden von den Patres in der Pfarrei Makiungu herzlich willkommen geheißen und zogen in deren altes Haus ein, das für ihre Zwecke renoviert worden war. Die MMM-Schwestern (Medical Missionaries of Mary), die das Missionskrankenhaus in Makiungu leiteten, unterstützten sie großzügig mit gutem Rat, Ermutigung und fachkundiger medizinischer Betreuung.
Obwohl die drei Schwestern nur ein paar Worte Suaheli konnten, ermutigte sie P. Noel O’Connor, der Pfarrer der Gemeinde, sofort mit der Arbeit zu beginnen. Im Juli und August unterrichtete Sr. Mary die Vorschulklasse in Englisch, und Sr. Stella gab den Mädchen der Gruppe Nähunterricht. Im September besuchten sie einen dreimonatigen Suaheli-Kurs in Kipalapala, Tabora. Sr. Mary war die Oberin der Gemeinschaft.
Im Januar 1991 begannen die Schwestern, während sie selbst noch Suaheli lernten, Vollzeit in der Pfarrei zu arbeiten, und Sr. Mary wurde mit der Leitung der Vorschulklasse betraut und unterrichtete die wachsende Zahl von Schülerinnen und Schülern in Englisch und Religion. Mithilfe einer Montessori-Lehrerin vor Ort begann Sr. Hedwig mit einer Kindergartengruppe. Sowohl sie als auch Sr. Mary unterrichteten Religion in der Makiungu-Grundschule und gaben später den Aspiranten der Pallottiner verschiedene Lektionen. Sr. Stella kümmerte sich um das Haus und unterrichtete die Mädchen der Vorschule im Nähen. Nach und nach beteiligten sie sich alle immer stärker an den Pfarraktivitäten und brachten den Kranken die heilige Kommunion. Im September kam Sr. Jucunda Kutsch dazu und ging sofort in die Sprachschule. Im folgenden Januar begann sie mit der Vorbereitung eines Ausbildungsprogramms. Auf Anraten von P. Basil kamen Aspirantinnen aus pallottinischen Pfarreien zu den Schwestern, und die ersten fünf Kandidatinnen wurden 1993 aufgenommen. Vier von ihnen traten 1994 in das Postulat und 1995 in das Noviziat ein und legten 1998 die Profess ab. Im selben Jahr stieß Sr. Rosemarie Steinbach zu der kleinen Gemeinschaft und unterrichtete viele Jahre lang in der Pallotti Secondary School.
1994 bis 2018
Auf Einladung von Bischof Mabula und der Pallottiner hin wurde die Entscheidung getroffen, in Siuyu, einer 10 km entfernten Außenstelle der Gemeinde Makiungu, eine Sekundarschule für Mädchen zu eröffnen. Zu jener Zeit gab es in der Diözese keine Bildungsmöglichkeiten für Mädchen. Der erste Bauabschnitt des Klosters und der Schule wurde in Angriff genommen, gefolgt von Unterkünften für das Personal und Schlafsälen für die Schülerinnen.
Im Juni 1994 zogen die Schwestern und ihre Kandidatinnen nach Siuyu um, und der Konvent wurde am 22. Juni, dem Herz-Jesu-Fest, offiziell eröffnet und gesegnet. Einige Monate lang fuhren die Schwestern jeden Morgen nach Makiungu zur heiligen Messe und um Trinkwasser zu holen. Es war eine sehr schwierige Zeit, bis sie Ende August ihre eigene Wasserversorgung erhielten, als Brunnen gebohrt wurden. Die Pallotti Secondary School wurde 1995 mit 45 Schülerinnen in einer Klasse eröffnet; im Laufe der Zeit wurde die Schule um eine Krankenstation erweitert. Gemäß dem nationalen Lehrplan bereitete die Schule die Schülerinnen in einem vierjährigen Programm auf das CSEE (Certificate of Secondary Education) und seit dem Jahr 2000 auf das ACSEE vor, ein sechsjähriges Programm, das zum Abschluss der Oberstufe führt.
Im September 2002 zog Sr. Jucunda mit Sr. Adolphina Kilu und sechs Novizinnen in das neu gebaute Formationshaus in Poli Singisi, Arusha. Im Januar 2010 wurde zum ersten Mal eine tansanische Schwester zur Direktorin der Pallotti Secondary School ernannt. Im Juli 2013 wurde das Provinzkapitel der Englischen Provinz zum ersten Mal auf afrikanischem Boden abgehalten und der Name der Provinz wurde von Englische Provinz in Englisch-Tansanische Provinz geändert, die dem Patronat Mariens, der Königin des Friedens, unterstellt wurde. Heute bekleiden tansanische Schwestern in allen unseren Apostolaten und in der Leitung alle verantwortlichen Positionen, während sich bis 2018 alle europäischen Schwestern nach England zurückgezogen haben.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.pallottinemissionarysisters.co.uk/tanzania.php
Fotos: Generalarchiv Rom