Maria Elisabeth Caspar wurde am 7. Juli 1918 in Berschweiler, Diözese Trier, Deutschland geboren. Die Kurzform ihres Namens Elisabeth, Liesel, war ihr Rufname. Später, in Peru, wurde sie mit der spanischen Form ihres Namens Isabel genannt.
Bis 1930 besuchte sie die Grundschule und wechselte dann, für vier Jahre, zum Gymnasium in Saarlouis. Liesel wuchs in einer tiefreligiösen Familie auf. Ihre Schwester war auch Missionspallottinerin und gehörte ebenfalls zur Englischen Provinz. Ihr Vater, ein aufrechter und treuer Katholik, hatte als Schulrektor unter dem Nationalsozialismus sehr zu leiden.
Schon früh hatte Liesel den Wunsch, einmal in die Mission zu gehen. Ab 1934 besuchte sie die Missionsschule der Pallottinerinnen in Limburg. Sie wurde noch im gleichen Jahr zur Höheren Schule der Gemeinschaft nach Rochdale, England, gesandt. 1938 bestand sie das „London Abitur“, und am 20. Oktober des gleichen Jahres trat sie in Limburg, Deutschland, ins Postulat der Pallottinerinnen ein. Am 16. August 1939 wurde sie Novizin. Ihre ersten Gelübde legte sie am 17. August 1941 ab und die ewigen am 15. August 1947.
Wie so viele der jungen Profess-Schwestern damals half sie bei der Pflege der Verwundeten und Kranken im Lazarett, welches im Missionshaus der Pallottiner in Limburg eingerichtet war. Hier erhielt sie auch ihre Ausbildung als Krankenschwester, die sie 1945 mit dem Examen abschloss. Nach Schließung des Lazaretts 1947 war sie zunächst in der Verwaltung des Mutterhauses Marienborn tätig, bis sie nach Facit, England, in das von den Schwestern geleitete Kinderheim versetzt wurde. 1952, bei der Verlegung desselben nach Pallotti Hall, siedelte sie mit nach dort über.
1956 kehrte Sr. Liesel nach Limburg, Deutschland, zurück und erhielt kurz darauf ihre Sendung in die Mission nach British Honduras, dem heutigen Belize. Als sich ihr Gesundheitszustand verschlechtere, kam sie 1963 nach Limburg zurück. Wenige Jahre später reiste sie abermals nach England aus.
Während der nun folgenden Zeit in England war Sr. Liesel bereit und fähig, verschiedene Apostolatsaufgaben zu übernehmen: Bei den Pallottinern war sie beliebt, da sie sich in deren Seminar in Thurles, Irland, und im Provinzhaus in Golders Green, London, tatkräftig einsetzte. Sie gehörte zu den Pionieren, die wesentlich zur Errichtung des Gemeindezentrums in London Colney beitrugen.
Eine ihrer glücklichsten Zeiten verbrachte sie sicher in ihrem Missionsfeld in Peru. 1977 war sie bereit, sich einem Missionsteam der Diözese Leeds anzuschließen. Eine der Schwestern im Team erkrankte, und Sr. Liesel nahm „vorübergehend“ deren Platz ein. Im Dezember 1977 ging sie dorthin. Am 23. Dezember kam sie in Huambo in der Diözese Chachapoyas in der Amazonas-Region an.
Zuerst arbeitete Sr. Liesel in dieser einsamen und armen Gegend in den Anden. Sie schreibt über das Dorf: „Es könnte eine Nachbildung von Nazareth oder Bethlehem sein mit seinen Wohnvierteln, den Kindern, Eseln und Pferden, mit seinen holprigen Straßen und ungesunden Verhältnissen.“ Von ihrem ersten Weihnachtsfest in Peru schrieb sie: „Weihnachten ist überall, auch in Huambo. Heute Abend werde ich eine ganz andere Erfahrung machen. Er wurde arm für die Armen, und lebte mit den Armen. Das wird hier ganz deutlich. Es macht mich glücklich, an Seiner Armut teilzuhaben, um so den Leuten zu helfen, in Ihm ihr Glück zu finden. Sie sind alle mehr oder weniger katholisch, aber sehr unwissend, abergläubisch, hilflos und ohne Hoffnung, weil es ihnen schwer fällt zu glauben, dass sie ihre Lage mit Gottes Hilfe und ihrem eigenen Einsatz verbessern können. Doch sie sind freundlich, offen und liebenswürdig und haben mich wie ein Wunder willkommen geheißen. Ich hoffe, dass ich sie nicht enttäusche.“ Sr. Liesel setzte alle ihre Kräfte für die Menschen in Huambo ein. Oft musste sie, um einsame Gegenden zu erreichen, Esel oder Pferd nehmen, um den Einsamen und Kranken die hl. Kommunion zu bringen, Kinder zu taufen und Arme zu trösten. Vor allem war sie auch in der Katechese tätig und bemühte sich um die Ausbildung von Katechisten. Nach einigen Jahren zog sie in die Bischofsstadt Chachapoyas.
Als sich das Team 1987 auflöste, zogen Sr. Liesel und P. Gerry Hanlon, ein Priester des Missionsteams der Diözese Leeds, in die Bischofsstadt des Apostolischen Vikariates Iquitos. Hier sorgte Sr. Liesel für Missionare, die auf der Durchreise waren, wirkte weiter im Bereich der Katechese und der Vorbereitung der Liturgie, war geistliche Begleiterin der Legio Mariens. Vor allem aber nahm die Sorge für Straßenkinder und Drogenabhängige einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch. Kurz vor ihrem Tod hatte sie sich für ein Fischerei-Projekt eingesetzt, das einer Reihe von Familienvätern die Möglichkeit geben sollte, ihre Familien zu ernähren. Gott allein weiß um ihre unzähligen Bemühungen für die Armen der Stadt.
Im November 1996 erkrankte Sr. Liesel schwer an einer Lungenkrankheit, verschlimmert durch eine Embolie. Doch sie erholte sich wieder, auch wenn sie eine Zeitlang weiter der ärztlichen Kontrolle bedurfte. Im Januar 1998 schrieb sie: „Ich fühle mich wieder wohl und kräftig, nehme wöchentlich einen freien Tag auf dem Land und nehme alles ein wenig leichter.“ Im selben Brief schrieb sie: „Das nächste große Ereignis wird das Generalkapitel sein, das im März beginnt.“ Sie verfolgte mit großem Interesse die Ereignisse ihrer Provinz und der Kongregation.
Unerwartet für die Schwestern ihrer Gemeinschaft, starb sie am 14. April 1998 in Iquitos, wo sie begraben wurde.
P. Gerry Hanlon, auf dessen Einladung hin Sr. Liesel nach Peru ging und mit dem sie die meiste Zeit dort arbeitete, erinnert sich fast siebzehn Jahre später an sie, indem er schreibt:
Sr. Liesel kam Heiligabend 1977 in Huambo, unserem extrem abgelegenen Dorf, auf der Ladefläche eines offenen Lastwagens an.
Als ich nach Chachapoyas versetzt wurde, folgte sie mir dorthin und wurde Diözesanökonomin; sie sorgte dafür, dass die Priester und Schwestern, die aus ihren abgelegenen Pfarreien in die Stadt kamen, genug Geld bekamen, um davon leben zu können.
Als ich dann nach Iquitos im Gebiet des Dschungels umzog, folgte sie mir dorthin. Wir lebten in einem Missionshaus und beteten gemeinsam das Morgengebet, bevor wir ihr besonderes Frühstück zu uns nahmen. Ich war in der Erziehung tätig; sie nahm an den Treffen der Legio Mariens teil und sorgte sich um all die Messen in der Kathedrale. Sie kaufte auch Essen und brachte es jeden Samstag aufs Land hinaus zu einem Rehabilitationshaus für Drogenabhängige.
Überflüssig zu sagen, dass ich ihre Gesellschaft sehr genoss; sie war sehr nett zu mir.
Zu ihrer Beerdigung kamen Tausende. Es war höchst bewegend zu sehen, wie ehemalige Drogenabhängige ihren Sarg trugen. Ihr Kommentar dazu war: „Sie war eine Mutter für uns alle“.
Quellen:
Totenbrief, geschrieben von Sr. Christine Bohr SAC
E-Mail von P. Gerry Hanlon an Sr. Adelheid Scheloske SAC, 16. Januar 2015